top of page

Das Theater Simmerberg spielt seit 1990 im zweijährigen Rhythmus, meist nach den Weihnachtsfeiertagen. In den letzten Jahren hat man sich auf Singspiele spezialisiert. Dabei vereint sich Musik und Schauspiel zu einer Mischung lustiger Geschichten, verpackt in das Flair von Operettenkomödien.

Spielleiter des Ensambles ist seit 1980 Hans-Peter Imgrund.

Das Jahr 1859 

 

Der Simmerberger Großkaufmann Franz Anton Specht führte mit einigen Ortsansässigen das erste Theaterstück mit dem Titel „Orbasan“ auf. Diese „zähneklappernde Kriminalkomödie“ wurde unter freiem Himmel vor dem Gebäude der Salzfaktorei (heute Haus Rudolph) gezeigt. 

 

Wenige Wochen später wurden im „Adler“, die Belagerung von Munderkingen“ und „Des Grafen Sigismund letzter Tag“ zum Besten gegeben. Man spielte einfach in einem Raum ohne Kulissen und ohne Bühne. Damenrollen wurden von männlichen Darstellern imitiert.

In rascher Folge wiederholten sich die Vorstellungen. Ohne festen Plan waren 1864 bereits 14 Stücke, darunter „Lumpazi Vagabundus“, aufgeführt. Allmählich ließ man sich nun bei der Wahl der Stücke von bestimmten Grundsätzen leiten.

Seit 1864 spielte man nicht mehr unter freiem Himmel, sondern hatte im Gasthof „Krone“ erstmals Unterschlupf gefunden. Bereits nach 25 Jahren (1884) konnte die stolze Bilanz von 54 Stücken gezogen werden und auch weibliche Darstellerinnen durften nun mitwirken.

 

Nachdem von 1890-1892 Ludwig Freiherr von Syrgenstein-Altenburg Vorstand war, übernahm 1892 der Großkaufmann Hans Wachter die Geschicke des Theaters.

 

1894 wurde einstimmig beschlossen, einen allen Anforderungen entsprechenden, „eigenen“ Theatersaal als Anbau an der „Krone“ zu erstellen.

Dieses Schauspielhaus besaß eine versenkbare Bühne, Schnürboden, großen Schminkraum, ausgeklügelte Beleuchtungstechnik und Sonderräume teilweise durch Katakomben erreichbar. 

Der Zuschauerraum bot 250 Personen Platz. Plüsch-Armsessel auf der eigens geschaffenen Galerie, ansteigende Samtbestuhlung auf den Rängen und Lüftl-Malerei an der Decke zierten den Saal. Es entstand eine Anlage in Kleinformat nach Vorlage des Münchner-Gärtnerplatz-Theaters.

Die Baufinanzierung erfolgte in einer Bürgeraktion, durch den Ankauf von Anteilscheinen im Wert von zehn Reichsmark.

 

Am 22.10.1895 konnte die Theatertruppe ihr „Schmuckkästchen“ feierlich eröffnen. Es wurde das Zaubermärchen „Der Verschwender“ von Raimund aufgeführt.

 

Der Theater-Gründer Franz Anton Specht verfasste zuletzt noch eigene Stücke. Sein Ritterschauspiel „Karl von Albano“ wurde sowohl in Simmerberg als auch auf fremden Bühnen gespielt. Franz Anton Specht verstarb im Jahr 1900.

 

Hans Wachter  war die „herausragende“ Theaterpersönlichkeit in Simmerberg. In selbstloser Hingabe und Begeisterung hatte er bis zu seinem Tode am 19.8.1926 als Vorstand, Spieler und Regisseur gewirkt. 

Anlässlich der 100. Aufführung wurde 1902 das Stück „Alpenkönig und Menschenfeind“ gezeigt. In jene Blütezeit fällt 1909 das 50-jährige Jubiläum. Ein nicht näher benanntes „Festspiel“ wurde fünfmal zur Schau gestellt.

 

Der historische Klassiker von Friedrich Schiller, „Willhelm Tell „(1905 und 1924) wurde 17 mal aufgeführt. Es waren 4.828 Besucher und 358 Fuhrwerke gezählt. Das Stück „Die Räuber“ war nicht weniger erfolgreich. 

 

 

Erster Weltkrieg

 

Der Erste Weltkrieg konnte die Aktivitäten des Theatervereins nicht entscheidend beinträchtigen. Es halfen großzügig spendierte „Liebesgaben“, die fein säuberlich im Kriegstagebuch aufgezeichnet sind. Im Jahre 1918 wurde mit allen Kriegsheimkehrern eine große Feier veranstaltet. Das Theater umfasst 15 Aktive, 20 Passive und 6 Ehrenmitglieder. Hans Wachter, immer noch Theaterdirektor, spielte in den 20 Jahren mit seinem Theater nicht nur in Simmerberg. Es wurde auch von äußerst erfolgreichen Aufführungen in Isny, Oberreute und Oberstaufen berichtet.

 

Im Jahre 1926 erfolgte ein großer Einschnitt in der Simmerberger Theatergeschichte. Hans Wachter war verstorben. Gebhard Rudolph, späterer Nachfolger von H. Wachter hinterließ kurz vor seinem Tode den jungen Spielern: „Haltet zusammen, damit es wieder wird, wie es einst war!“

 

Beharrlich und weiterhin sehr aktiv zeigte sich der Theaterverein in den 20er und 30er Jahren.  

 

 

Zweiter Weltkrieg

 

Die Zeit des Nationalsozialismus brachte große Turbulenzen ins Vereinsleben. Es gabt weniger Anlässe zum Feiern und die Generalversammlungen waren schlecht besucht. Das Theater wurde von höherer Stelle als wichtige Erziehungsmacht des Volkes gewürdigt und das Kreiskulturamt untersagte wohl in dieser Erkenntnis die Aufführung eines Stückes mit dem unverfänglichen Namen: „Winzerliesl“. 

 

Anstelle dessen wird das kirchenkritische Stück „Der Pfarrer von Kirchfeld“ dargeboten. 

Protokollbucheintrag am 15.01.1940: „Viele Theatermitglieder stehen kurz vor der Einberufung und der Ausschuss wird deshalb praktischerweise bis Kriegsende gewählt“.

 

Eine erste Bilanz nach Kriegsschluss zeigte herbe Verluste unter den wertvollen Requisiten. Nicht nur Kulissen wurden entwendet und zerstört. Die Soldaten der Besatzungsmächte krönten ihre Feiern mit den Kostümen des Theaters.

 

Am 27.01.1946 war es der langjährige Theaterfreund und nun als Bürgermeister fungierende Gebhard Rudolph, der die entscheidenden Schritte in einer Versammlung mit nicht weniger als 41 Personen einleitete. Der erste gewählte Ausschuss wurde von der Besatzungsmacht jedoch nicht genehmigt, da vereinzelte Funktionäre bis vor kurzem das falsche Parteibuch hatten. 

 

Zum 90-Jährigen Jubiläum 1949 war der Verein wieder recht aktiv.

 

Auffallend in den Protokollen ist, dass immer die gleichen Simmerberger Namen auftauchen: Baldauf, Bengeser, Erber, Göswein, Hartmann, Hirschbihl, Häussler, Rudolph, Wanner.

Diese Männer bildeten die Säulen des Vereins in der Übergangszeit. Vorstände waren der Anwalt Lothar Baldauf und nach dessen Tod (1953) der Kaufmann Franz Xaver Wanner. Er hatte auch als Spielleiter von 1952 bis 1960 große Dienste geleistet und das Vermächtnis seiner Vorgänger weitergetragen.

 

Mit dem „Herrgottschnitzer von Ammergau“ wurde 1947 der damalige Gästerekord von 5.000 Besuchern gebrochen.

 

Den Besucherrekord hält mit 5.143 Gästen im Jahre 1952 das Stück „Im weißen Rössl“. 21 Aufführungen wurden dafür abgehalten. 

 

Insgesamt wurden von 1900 bis einschließlich 1953 38 Stücke aufgeführt. In 455 Vorstellungen wurden 95.584 Zuschauer gezählt.

 

Durch die vielfach aufgeführten Stücke von Friedrich Schiller, wurde in der Ortsmitte Simmerberg ein Schiller Denkmal errichtet. Standesgemäß wird Schiller zu Ehren dessen Bühnenstück „Die Glocke“ dargeboten. 

Für Stehplätze beträgt der Eintritt 60 Pfennig, die Logenplätze kosten 1,20 DM.

 

Erste technische Probleme tauchten zu Beginn der 50er Jahre auf. Theaterstücke mit klangvollen Namen füllten anfangs der 50er Jahre die arg gebeutelte Vereinskasse. 

 

Der Theatersaal und die Bühnentechnik waren in die Jahre gekommen und nicht mehr ausreichend. In der zweiten Hälfte der 50er Jahre wuchs die Auseinandersetzung mit Gemeinde und Sportverein um die bestmögliche Saal-Lösung in Zusammenhang mit dem Turnhallenneubau.  Eine Einigung wurde nicht erzielt und so musste das alte Theater innerhalb des Gasthauses „Krone“ notdürftig renoviert werden.

1959 wird zum 100jährigen nach langer Pause wieder ein Stück aufgeführt. Der Titel lautet bezeichnenderweise: „Wenn du Geld hast!“.

 

Einen „trotzigen Aufbruch“ stellt ohne Zweifel die Vorstellung des „Lumpaci Vagabundus“ im Jahre 1963 dar. Regisseur war zu seiner Zeit Josef Lingg.

Er war außerdem von 1967 bis 1971 ein verdienstvoller Vorstand. Das Simmerberger Theater war wieder in aller Munde. Rundfunk und Fernsehen würdigten dies entsprechend. Die Räumlichkeiten wurden ständig renoviert. Schwierigkeiten bei der Rollenbesetzung wurden durch bunte Abende und Bauerntheater ausgeglichen.

Dann, 1971 die Hiobsbotschaft, die wiederum alle Aktivitäten zu lähmen drohte: Die behördliche Sperrung des Theatersaales im Gasthof „Krone“.

 

Die folgenden 70er Jahre waren geprägt durch die fieberhafte Suche der Verantwortlichen nach einem Ausweg. Die Turnhalle kam erneut ins Gespräch. Es war von einem Wandertheater, einer transportablen Bühne, von Anbauten die Rede. 

Auch eine General-Renovierung des derzeitigen Saales wurde ins Auge gefasst. Sogar der revolutionäre Gedanke einer Vorstellung in Weiler wurde debattiert. Mitten in diese Bemühungen platzte das vermeintlich endgültige Aus.

 

 

Brand des Simmerberger Theater

 

Am 29.7.1978 geht das Gasthaus Krone in Flammen auf. Der Theaterbau, der Stolz der Simmerberger versank in Schutt und Asche. Es verbrannten nahezu alle Sachgegenstände, Requisiten und die komplette Garderobe mit zahlreichen historischen Gewändern. 

Vor allem aber ideelle Werte wurden ein Raub der Flammen. Die umfassende, wertvolle Bibliothek des Vereins war gänzlich vernichtet. Unzählige Dokumente, Plakate, Rollenbücher, selbstgeschriebene Stücke gibt es nicht mehr. Die Chronikbücher wurden jedoch an anderer Stelle aufbewahrt.

 

 

Der Neubeginn

 

Allen voran war Vorstand Josef Reichart der Motor des Neubeginns. Dank des Entgegenkommens der Gemeinde, der Großzügigkeit des Sportvereins und der Schule fanden die Theaterleute eine vorläufige „Bleibe“ in der Turnhalle des Ortes.

Für die Aufführungen wurde eine transportable Bühne mit dreiseitigen Drehsäulen entwickelt.  Die ortsansässigen Handwerker hatten spontan ihre Hilfsleistungen angeboten. Sogar ein Bus-Unternehmen zeigte Sympathie für die Idealisten aus Simmerberg. 

Ein kostenloser Omnibus diente als provisorischer Umkleideraum, welcher direkt am Hallengebäude geparkt war. 1979, zum 120jährigen Jubiläum wählte man das unverwüstliche Lustspiel „Lumpazi-Vagabundus“. Mit diesem Stück hatte man in der Geschichte schon zweimal größte Erfolge gefeiert. Mit urigem Humor und bissiger Ironie geißelt Nestroy die Schwächen der Menschen. Unter den 23 Mitwirkenden waren auch viele junge, ehrgeizige Talente, die Spielleiter Karl Fischer erstmals einsetzte. Viele Theatergäste feierten die „Wiedergeburt des Theaters“ mit dem erfolgreichen Stück. 

 

Bereits ein Jahr später folgte die Aufführung des Charakterstücks „Johnny Belinda“. Regie hatte hier erstmals Hans-Peter Imgrund übernommen. Sein Debüt als Spielleiter und Hauptrollenträger war verheißungsvoll. Als Steigerung zum Vorjahr diente nun ein ehemaliger Bauwagen als Umkleideraum für die Aktiven. 

 

Zwischen Theaterarbeit, Sportbetrieb und Schule entstanden jedoch bald wieder die „alten Probleme“ in der „neuen Turnhalle“. Die Überschneidungen bei der Belegung der Turnhalle waren unüberwindbar. Der Verschleiß beim Auf- und Abbau der beweglichen Bühne war enorm. 

Das Theater war erneut gezwungen den Spielbetrieb von 1982 bis 1988 ruhen zu lassen. In dieser Zeit hatte die erste Anbaumaßnahme an der Turnhalle stattgefunden. Die Marktgemeinde und die Vereine vor Ort haben das Projekt einer Mehrzweckhalle mit fester Bühne realisiert.

 

 

Neue Bühne in der Turnhalle

 

In Kooperation mit dem Trachtenverein spielte man im April 1988 die beiden Einakter „Ewig Dein“ und „Die Scheidung“ zum Eingewöhnen. 

 

1989 spielte das Theater Simmerberg ihr erstes großes Stück auf der neuen Bühne. Das bekannte Stück „Im weißen Rössl“ (schon 1903 und 1952 dargeboten) knüpfte nahtlos an die alten Erfolge an. Es wurde 12 mal gespielt und lockte 2.822 Zuschauer an.

Umkleideräume und Maske sind jetzt im Kellergeschoss. Die Kommunikation vom Proberaum zur Bühne erfolgt seither per Videoübertragung. Das Beleuchter- und Ton-Mischpult befindet sich im Zuschauerraum. Die Bühnenfläche ist groß aber im rückwärtigen Bereich aufgrund des fallenden Daches zu niedrig. Die Kulissenhöhe hat drei Maßzahlen, womit sich Techniker und Aktive arrangieren müssen.

 

1990 Der Vogelhändler, 13 Aufführungen, 3.140 Besucher

 

1992/1993 Das Schwarzwaldmädel, 14 Vorstellungen, 3.500 Besucher

 

1994/1995 Königin einer Nacht, 13 Vorstellungen, 3.040 Besucher

 

Hans Rudolph hatte das Vorstandsamt von 1982 bis März 1987 inne. Nach mühevoller Suche hatte Klaus Übelhör dessen Nachfolge für zwei Jahre angetreten. Weitere Vorstände waren Toni Mühlbauer (5 Jahre), Hans-Peter Imgrund (2 Jahre), Michael Dornach (8 Jahre) und seit 2006 Albert Ziegltrum. 

 

1996 wurde die Idee von Vorstand Imgrund, eine Zuschauertribüne zu schaffen in die Tat umgesetzt. 75% der Turnhallenfläche werden seit dem mit drei verschiedenen Podiumshöhen ausgelegt. 

 

1996/1997 Wiener Gschichten, 12 Vorstellungen, 2.853 Besucher.

 

1998/1999 Der fidele Bauer, 13 Vorstellungen, 3.480 Besucher.

 

2000/2001 Maske in Blau, 12 Vorstellungen, 3.263 Besucher

 

Seit Juli 2001 unterstützt das Theater den Verein „Salzstrasse“ beim Spiel um die „Proklamation zur Markterhebung Simmerbergs“ vor der Salzfaktorei.

 

Erweiterung der Turnhalle:

 

Im Frühjahr 2001 wurden die ersten Pläne bekannt das, die Turnhalle Simmerberg zu erweitern und somit auch die Bühne des Theaters. Die große Lösung musste aufgrund von der mangelhaften Finanzunterstützung verworfen werden. Im Endeffekt wurde die kleine Lösung in Zusammenarbeit mit der SG Simmerberg verwirklicht. Das Theater hat hier den Großteil der Finanzierung getragen. 

Seit 2006 hat der Verein durch den Anbau nun einen neuen Probe- sowie Lagerraum und kann im Randbereich der Bühne ebenerdig hantieren.

 

2002/2003 „Tanz ins Glück“, 12 Vorstellungen an Weihnachten, 3.158 Besucher, 4 Aufführungen an Ostern 2003

 

2004/2005 Das Feuerwerk, 12 Aufführungen, 3.186 Besucher

 

2006/2007 Ziegeunerliebe, 13 Aufführungen, 3.391 Besucher

 

2008/2009 Sissy, 13 Aufführungen, 3.485 Besucher

 

2009: 150 Jähriges Jubiläum, Das Piratenschiff

 

2010/2011 Frau Luna 

 

2012/2013 Saison in Salzburg

 

2014/2015 Die keusche Susann

 

2016/2017 Die Landstreicher

 

2018/2019 Eine Weihnachtsgeschichte oder der Geizhals und die Gespenster

 

Die Geschichte des Theaters ist lückenlos in den handschriftlichen Büchern der Chronik abgefasst. 

bottom of page